Offener Brief an die Abgeordneten des Landtags von Baden-Württemberg
Antwort der Abgeordneten Frau Birgit Kipfer (SPD)
AW: Rundfunkgebühr für "Internet-PCs"
Datum: 14.02.2005 15:18
Von: Birgit.Kipfer@spd.landtag-bw.de
An:
Sehr geehrter Herr
haben Sie vielen Dank für Ihre Mail zu der geplanten Erhebung von
Rundfunkgebühren auf PCs. Frau Kipfer bat mich, Ihnen zu antworten,
was ich gerne tue.
Rundfunkgebühren für PC fallen grundsätzlich erst ab dem 01.01.2007
an. Auch nach dem 8. Rundfunkänderungsstaatsvertrag, der am 01.04.2005
in Kraft treten soll, gilt bis dahin das so genannte PC Moratorium,
wonach Gebührenfreiheit besteht. Ab dem 01.01.2007 gilt nach § 5,
Absatz (3) RVST folgendes:
Für neuartige Rundfunkempfangsgeräte (insbesondere Rechner, die
Rundfunkprogramme ausschließlich über Angebote aus dem Internet
wiedergeben können) im nicht ausschließlich privaten Bereich ist keine
Rundfunkgebühr zu entrichten, wenn
1. die Geräte ein und demselben Grundstück oder zusammenhängenden
Grundstücken zuzuordnen sind und
2. andere Rundfunkempfangsgeräte dort zum Empfang bereitgehalten
werden.
Werden ausschließlich neuartige Rundfunkempfangsgeräte, die ein und
demselben Grundstück oder zusammenhängenden Grundstücken zuzuordnen
sind, zum Empfang bereitgehalten, ist für die Gesamtheit dieser Geräte
eine Rundfunkgebühr zu entrichten.
Demnach ist auch für neuartige Rundfunkempfangsgeräte also PCs keine
Gebühr zu entrichten, sobald nur irgendwo auf dem Grundstück ein Radio
oder ein TV genutzt wird, für das dann eine Gebührenpflicht bestünde.
Entgegen der Schreckenszenarien, die durch die Medien gingen, wird
sich somit für die Mehrheit der PC-Besitzer in privaten Haushalten wie
in Betrieben auch in den kommenden Jahren nichts ändern.
Ich hoffe, Ihre Fragen damit beantwortet zu haben und verbleibe
Mit freundlichen Grüßen
i.A. Daniel Hörsch
Büroleiter
Abgeordnetenbüro Birgit Kipfer MdL
Medien- und verbraucherpolitische Sprecherin
der SPD-Fraktion
Haus des Landtags
Konrad-Adenauer-Str. 3
70173 Stuttgart
Telefon 0711 / 2063 -745
Telefax 0711 / 2063 - 710
E-Mail birgit.kipfer@spd.landtag-bw.de
Internet www.birgit-kipfer.de
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Re: Rundfunkgebühr für "Internet-PCs"
Datum: 17.02.2005 18:24
Von:
An: Birgit.Kipfer@spd.landtag-bw.de
Kopie: Ruth.Weckenmann@web.de
Sehr geehrte Frau Kipfer,
lesen Sie oder Ihre Mitarbeiter E-Mails oder Briefe, die Sie erhalten
überhaupt durch, bevor Sie antworten (lassen)?! Der Schluß meiner
letzten E-Mail lautete:
"Ich bin gespannt auf Ihre persönliche Stellungnahme. Da mir der
Rundfunkgebührenstaatsvertrag vorliegt, bitte ich Sie, auf allgemeine
Belehrungen zu verzichten."
Lassen Sie bei der Auswahl Ihrer Textbausteine für die Beantwortung
von Briefen oder E-Mails mehr Umsicht walten! Ihre verwendeten
Textbausteine passen nicht als Antwort zu meinem Schreiben. Außerdem
hat Frau Weckenmann mich mit genau diesen Bausteinen schon einmal
beworfen.
Niemand verlangt von Ihnen, daß Sie gleicher Meinung sein müssen. Aber
mit Ihrer primitiven Art, mit der Sie meine E-Mail oberflächlich und
inkompetent beantwortet haben, haben Sie gezeigt, wie arrogant Sie und
Ihre Partei mit Bürgern umgehen, die mitdenken und sich die Mühe
machen, Ihnen das auch mitzuteilen. Ihr amateurhaftes Verhalten legt
die Vermutung nahe, daß Mitgliedern der SPD sachliches
Auseinandersetzen mit Meinungen der Bürger fremd ist.
Verzichten Sie bitte auf Entschuldigen oder Beschwichtigungen, denn
ich werde Sie und Ihre Partei zukünftig nicht mehr ernst nehmen
können. Im Rahmen meiner Möglichkeiten werde ich diese Erfahrung bei
passenden Gelegenheiten weitergeben.
Ihre Antwort war schlicht und einfach dämlich.
Mit freundlichen Grüßen
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AW: Rundfunkgebühr für "Internet-PCs"
Datum: 22.02.2005 11:15
Von: Birgit.Kipfer@spd.landtag-bw.de
An:
Sehr geehrter Herr
wo liegt eigentlich ihr Problem? Da eine reine Haushaltsgebühr nicht
die Einigung der Ministerpräsidenten fand, ist nach wie vor
gebührenplfichtig, wer ein Runfunkempfangsgerät besitzt. Da ein
PC-Besitzer mit diesem Gerät Rundfunk empfangen kann, könnte er auf
alle herkömmlichen Radio- und Fernsehgeräte verzichten. Für diesen
Fall ist es dann doch logisch, wenn man den PC als Empfangsgerät der
Gebührenplficht unterzieht.
Falls Sie den öffentlich-rechtlichen Rundfunk insgesamt für
entbehrlich halten, sollten Sie dies dann auch sagen. Wir sind dieser
Auffassung nicht, sondern froh, dass es ein solches - sicherlich in
Teilen kritikwürdiges - Programmangebot gibt, weil es mehr bietet, als
sich über Werbung bei den privaten Veranstaltern refinanzieren ließe.
Das haben etliche Urteile des Bundesverfassungsgerichts bestätigt.
Freundliche Grüße
Birgit Kipfer
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Re: AW: Rundfunkgebühr für "Internet-PCs"
Datum: 22.02.2005 21:36
Von:
An: Birgit.Kipfer@spd.landtag-bw.de
Kopie: Ruth.Weckenmann@web.de
Sehr geehrte Frau Kipfer,
vielen Dank für Ihre persönliche Antwort. Leider geht sie immer noch
etwas am Thema vorbei.
Zwei Beispiele:
1) Stellen Sie sich vor, ARD oder ZDF würden auf Plakaten in der
Stuttgarter Landeshauptstadt aktuelle Nachrichten veröffentlichen.
Sofort wäre jeder verpflichtet, der die Stuttgarter Stadtgrenzen
übertreten würde, Rundfunkgebühren zu zahlen.
2) Oder stellen Sie sich vor, der SWR würde sein Radioprogramm
zusätzlich übers Telefon anbieten. Jeder Telefonbesitzer wäre deswegen
verpflichtet Rundfunkgebühren zu zahlen.
Beide Beispiele scheinen überzogen. In Wirklichkeit ist es noch
schlimmer: Allein nur weil Sie Stuttgart betreten oder weil Sie die
SWR-Telefonnummer wählen könnten, obwohl Sie es nie vorhaben würden
bzw. so ein Telefonat auch anderweitig abgerechnet werden könnte,
müßten Sie Rundfunkgebühren zahlen. Wenn Sie das vermeiden wollen,
weil Sie das Angebot nicht bräuchten und das Geld lieber für anderes
ausgeben möchten, müßten Sie Ihr Telefon abschaffen und... sich die
Füße amputieren lassen?
Wäre das nicht sehr unverhältnismäßig?
Aber genau das passiert mit der Erweiterung der Gebührenpflicht auf
das Internet. Bei einem Fernseher oder Videorekorder kann das
Empfangsteil stillgelegt und so von der Rundfunkgebühr befreit werden.
Aber die Geräte ohne funktionierende Empfangsteile können zum
Betrachten von Videos oder DVDs weiterhin benutzt werden.
Wie wollen Sie das wichtige Kommunikationsmittel E-Mail vom PC mit
Internet-Anschluß trennen?
Mag sein, daß die Gebührenerweiterung auf das Internet rechtlich
möglich ist, politisch ist die Entscheidung der Ministerpräsidenten
dumm.
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist nicht überflüssig. Aber eine
Verschlüsselung des digitalen Fernsehens - das analoge Fernsehen wird
in absehbarer Zeit abgeschafft - und eine Zugangskontrolle für die
Web-Seiten der Rundfunkanstalten wäre gerechter, ist einfacher
umsetzbar und den Bürgern besser vermittelbar, als durch
Rundfunkbeauftragte mit gebührenfinanzierten Provisionen PCs in
Privathaushalten aufspüren zu lassen.
Mit freundlichen Grüßen
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AW: AW: Rundfunkgebühr für "Internet-PCs"
Datum: 23.02.2005 16:46
Von: Birgit.Kipfer@spd.landtag-bw.de
An:
Sehr geehrter Herr
mit Ihren Beispielen begründen Sie sehr gut die Notwendikeit einer
Haushaltsgebühr. Damit hätten wir diese Probleme gelöst.
Möglicherweise wird eines Tages die Diskussion darüber wieder
aufgenommen. Die Verhandlungen der Verantwortlichen in den ö.-r.
Rundfunkanstalten mit der Rundfunkkommission der Länder waren sehr
weit fortgeschritten. Gescheitert ist die Umstellung leztzlich daran,
dass sich eine Finanzierungslücke zu ungunsten der ö.-r. Anstalten
auftat, über deren Schließung man sich nicht einigen konnte.
Lassen Sie mich noch hinzufügen, dass wir - anders als etwa die
Vertreter des Privaten Rundfunks - sehr wohl für eine online-Präsenz
des ö.-r. Rundfunks eintreten, weil sie dessen Zukunftsfähigkeit
sichert. Denn immer mehr junge Menschen empfangen Rundfunk
ausschließlich online. Womit wir wieder beim Thema wären.
Freundliche Grüße,
Birgit Kipfer MdL
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Re: Rundfunkgebühr für "Internet-PCs"
Datum: 23.02.2005 17:59
Von:
An: Birgit.Kipfer@spd.landtag-bw.de
Kopie: Ruth.Weckenmann@web.de
Sehr geehrte Frau Kipfer,
vielen Dank für Ihre weitere Antwort.
Eine Bemerkung zu Ihrer Erwähnung einer "Finanzierungslücke" kann ich
mir dabei nicht verkneifen. Mir ist dazu heute folgender Artikel über
den Weg gelaufen:
http://zeus.zeit.de/text/2004/03/Fernsehen
Mit freundlichen Grüßen
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